Am 3.8.2012 wurde die KGM für Ihr künstlerisches und kulturelles Engagement geehrt.

Der Preis wurde von den Sulz Altmühltaler Kunstfreunden Beilngries verliehen.

Wir freuen uns sehr und fühlen uns geehrt!

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Hier die Rede von Dieter Gebelein zu diesem Anlass:

Rede von Dieter Gebelein bei der Vernissage in Beilngries am 3.August 2012 zur

Verleihung des Kunst- und Kulturpreises 2012

der Sulz-Altmühltaler Kunstfreunde

an die Karstgruppe Mühlbach e.V.

 

Sehr geehrte Herren Landräte,
sehr geehrte Damen und Herren Bürgermeister,
sehr geehrter Herr Richter,
sehr geehrte Damen und Herren,

ich gebe mir Mühe, mich an den amerikanischen Autor Marc Twain halten, der einst sagte:

„Eine gute Rede hat einen guten Anfang und ein gutes Ende – und beide sollten möglichst dicht beieinander liegen.“

Den Anfang habe ich ja jetzt schon einmal geschafft, im Zwischenteil fasse ich mich hoffentlich kurz genug und zum Abschluss lasse ich ein paar unserer Bilder aus der Höhle sprechen, denn die können das besser als ich – dann kann eigentlich nichts mehr schief gehen.

Ich möchte mich bei den Sulz-Altmühltaler Kunstfreunden und speziell bei Ihnen, Herr Richter, herzlich für die große Ehrung bedanken und nehme den Preis, stellvertretend für alle Mitglieder und Mitstreiter der Karstgruppe Mühlbach, sehr gerne entgegen. Wir freuen uns unheimlich dass Sie bei der Vergabe dieses Ehrenpreises, für uns vollkommend überraschend, an uns Höhlenforscher gedacht haben. Ich glaube, so etwas hat es überhaupt noch nicht gegeben, dass ein Höhlenverein, der sich ja eher mit nüchternen wissenschaftlichen Dingen befasst, wegen seines Beitrags zu Kunst und Kultur besonders hervorgehoben wird.

Meinen Dank möchte ich an dieser Stelle auch an die vielen Wegbegleiter und Helfer richten, die uns über all die Jahre unseres Bestehens – wir feiern heuer unser 20. Gründungsjubiläum – immer unterstützt haben und ohne die unsere Arbeit nicht möglich gewesen wäre. Besonders herausheben möchte ich dabei als Allererstes die Eigentümer der Mühlbachquellhöhle, die Familie Max Betz, ohne deren Wohlwollen wir heute gar nicht hier stehen würden.  Und, nicht zu vergessen, Dank auch an die Familie Josef Kornprobst, unsere Wirtsleute vor Ort und – man vergisst es leicht im Lichte der großen Höhle -, die Eigentümer des zweiten von uns bearbeiteten Objektes in Mühlbach, der Warm-Kalt-Höhle. Ganz besonders möchte ich weiter meinen Dank an die Stadtgemeinde Dietfurt richten, vertreten durch Herrn Bürgermeister Franz Stephan, (wiederum heute hier vertreten durch Herrn Bürgermeister Porschert), aber auch an dessen Amtsvorgänger, Herrn Alois Hengl, für ganze zwei Jahrzehnte Unterstützung und gute Zusammenarbeit. Weiterhin danken möchte ich all den Mühlbacher Bürgern, die uns stets unterstützten, vertreten durch ihren Ortssprecher Herrn Bernd May, mit dem wir gemeinsam schon viele Jahre lang manch schwierige Klippe umschifft und manche Schlacht mehr oder weniger siegreich geschlagen haben.

Einen ganz besonderen Dank möchte ich schließlich all den uns wohlgesonnenen Wegbegleitern aussprechen, die ich jetzt in meiner Aufzählung nicht namentlich erwähnt habe – und gar bei der Einladung zu diesem Abend vergessen haben sollte – ich hoffe nur es gab davon Niemanden!

Einen Beitrag zur Kunst und Kultur liefern wir also. Herausgefordert durch Ihre Einladung hierher, habe ich während der vergangenen Wochen versucht, unsere Tätigkeit in der Karstgruppe einmal in diesem Lichte zu betrachten und zu reflektieren. Nun, obwohl ein Großteil unserer Mitglieder aus dem Nürnberger Raum stammt, müssen Sie mir bitte glauben, dass wir nicht planen, hier in Altbayern fränkische Sitten und Gebräuche einzuführen. Wir würden damit auch kaum auf Gegenliebe stoßen.

Nur, was ist es dann, was wir kulturell bewirken, etwa mit unseren Vorträgen oder auch mit unseren Führungen auf dem Höhlenkundlichen Wanderweg? Mag sein, dass wir der Mühlbacher Bevölkerung gezeigt haben, dass auch seltsam erscheinende und oft lehmverkrustete Typen, die wir Höhlenforscher nun einmal sind, zuweilen Sinnvolles tun. Aber auch wir mit unserer oft urbanen und wuseligen Art haben wiederum von den Mühlbachern gelernt, nämlich dass mit Toleranz und freundlichem Entgegenkommen, „boarischer“ Lebensart eben, sehr vieles machbar ist. Dass hier ein kultureller Austausch stattfindet, erkennt man oft genug daran, wenn sich die zum sonntäglichen Gottesdienst herausgeputzten Mühlbacher Bürger und triefend nasse,  lehmverschmierte Höhlenforscher zum Plausch auf dem Kirchplatz einfinden.  Dieser Anblick ist in Mühlbach bereits völlig normal, er gehört inzwischen zum Ortsbild.

Und Kunst? Ein wenig verlegen macht es mich schon, unsere Fotos aus der Unterwelt zwischen all den Kunstwerken in diesem Raum wiederzufinden. Kann man es auch als Kunst bezeichnen, was wir da an Bildern, Filmen und Informationen aus der Höhle bringen? Der eigentliche Künstler, der über die Jahrtausende all die Schönheit dieser bizarren Unterwelt kreierte, sind ja sicher nicht wir, sondern das ist die meisterliche Natur selbst.

Vorgestern erst war ich in einem Konzert – man spielte die 6.Sinfonie von Ludwig van Beethoven, die so genannte „Pastorale“. Beethovens Liebe zur Natur ist ja vielfach bezeugt und er drückte seine Verbundenheit in diesem Werk besonders aus, unter anderem durch Tonmalereien. So fügte er Vogelstimmen ein, wie die einer Nachtigall, einer Wachtel und eines Kuckucks, ja der Meister ließ ein musikalisch nachempfundenes Gewitter in beeindruckender Weise über die Zuhörer hereinbrechen. Das Konzert fand in der freien Natur statt, doch Petrus nahm diese Provokation gottlob nicht ernst und ersparte uns ein tatsächliches Unwetter. Doch bekam ich auf meinem etwas billigeren Platz weit hinten mit, wie die Aufführung tatsächlich von echten Vogelstimmen begleitet wurde, wie sich die Musik also mit der umgebenden Natur regelrecht verflocht.

Ich wählte dieses etwas entfernte Beispiel aus dem Bereich der Musik und nicht etwa der bildenden Künste oder der Malerei, damit Sie ja nicht auf die Idee kommen, wir wollten uns in die Nähe von Künstlern im Formate eines Beethoven rücken. Doch ist es nicht eine Verbeugung vor der großen Natur, die auch wir mit unseren Bildern machen? Unser bescheidener Beitrag zu der ja bereits vorhandenen Schönheit unter Tage ist das Licht, das wir in das ewige Dunkel bringen. Das sind die Blitzlicht­gewitter unserer Fotografenteams – oder im weiteren Sinne auch die aufmerksamen Augen unserer Wissenschaftler. Wir bringen all das in sichtbare Formen, und präsentieren es der oft vielleicht auch staunenden Öffentlichkeit.

So mag unser Tun beides sein: Kunst- und Kulturbeitrag. Wichtig dabei ist es, dass wir mit Leidenschaft dabei sind und mit Freude unsere neuesten „Werke“ in unserer alljährlichen Multimediaschau in Mühlbach der Öffentlichkeit präsentieren, sei es in Form von fotografischen „Kompositionen“, Computeranimationen oder sei es in Form von Schlussfolgerungen in dem inzwischen fast „berüchtigten“ Wissenschafts­teil des Vortrages. Vielleicht provozieren wir damit ja auch den einen oder anderen Gedanken, sei es zum Natur- und Gewässerschutz oder zu der bizarren Ästhetik einer Welt im Verborgenen.  Denn erst die umfassende Kenntnis über diese direkt vor unserer Haustüre liegende ursprüngliche Wildnis unter Tage kann Bewunderung wecken und schließlich den Wunsch reifen lassen, diese auch auf Dauer zu erhalten. Und was sollte denn Kunst sonst geben wollen, wenn nicht Denkanstöße?

Ich zeige ihnen zum Schluss einfach ein paar Fotografien aus unserem mittlerweile recht reichhaltigen Archiv, darunter auch einige, die Sie hier an den Schautafeln vielleicht wiedererkennen werden.

Zu den Bildern frei referierte Kommentare über folgenden Themen – ca. 5 Minuten:

  • Gruppenaufnahme: Mitglieder der Karstgruppe Mühlbach, Mitgliederstand, Zukunftsperspektive
  • aufwändige Fotografiertechnik in einer Wasserhöhle
  • Tropfsteine, die wohl bekanntesten Motive der Höhlenfotografie
  • Korrosion und Erosion erschaffen Formen und Strukturen im Kleinen
  • Darstellung düsterer Gangprofile durch Minimalismus in der Beleuchtung
  • fließendes Wasser unter Tage

Vielleicht konnte ich Sie ein klein wenig mit der Begeisterung für unsere Sache anstecken. Haben Sie noch einen schönen Abend und genießen Sie die Ausstellung.

 

 

Zeitungsberichte:

 

Link zum Artikel im Donaukurier vom 8.8.2012